Weltweit ist die Mobilfunkindustrie nicht nur ein Enabler von emissionsreduzierenden Technologien und Unternehmen, sondern hat sich auch zum Ziel gesetzt, selbst Vorbild zu sein: 2020 stellte der Mobilfunksektor, als erster Sektor überhaupt, einen Leitfaden mit Vorschlägen zur Reduktion der Treibhausgase zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens vor.
Scope 1, Scope 2 und Scope 3 Emissionen
Die Mobilfunkindustrie hat internationale KPIs festgelegt, die auch veröffentlicht werden sollen. Beispiele dafür sind Scope 1 und Scope 2 Emissionen inklusive Jahresvergleichen über die erreichten Einsparungen. Auch Scope 3-Emissionen, die international eine große Herausforderung aufgrund der Komplexität der dahinter liegenden Zusammenhänge darstellen und noch nicht durchgehend berichtet werden können, sollen in absehbarer Zeit veröffentlicht werden. Scopes teilen Treibhausgasemissionen in drei Kategorien:
* Scope 1 umfasst direkte Emissionen aus eigenen Quellen, wie beispielsweise den Betrieb eines Heizkessels oder die Nutzung von Unternehmensfahrzeugen; * Scope 2 bezieht sich auf die Emissionen aus bezogener Energie, wie in etwa eingekauftem Strom; * Scope 3 deckt indirekte Emissionen ab, die nicht unmittelbar zum Unternehmen gehören. Beispielsweise Emissionen, die durch Geschäftsreisen, Abfallmanagement oder anderen, nicht in Scope 1 oder 2 enthaltenen umweltschädlichen Ausstößen, entstehen. |
Das Ziel der österreichischen Mobilfunkbranche ist ambitioniert: Bis 2028 sollen bei Scope 1 und Scope 2 in Österreich die Treibhausgasemissionen auf 0 reduziert werden. Bei Scope 3 soll bis 2030 eine Reduktion um 42 % realisiert und die Netto-Null bis 2040 erreicht werden.
Optimierung der Kühlung von Sendeanlagen und Rechenzentren
Bei der Mehrzahl an Mobilfunksendeanlagen befinden sich das tatsächliche Sendequipment und andere, für den Betrieb nötige technische Geräte in geschlossenen Räumen, die dementsprechend gekühlt werden müssen. Die Kühlung durch Klimaanlagen ist strom- und damit kostenintensiv, weshalb seit vielen Jahren alternative Kühlmöglichkeiten erforscht und eingesetzt werden. Hand in Hand damit geht die Weiterentwicklung des Sendequipments mit dem Ziel, einen möglichst geringen Stromverbrauch durch Einsatz neuer Komponenten zu erreichen, sowie der Einführung neuer Mobilfunk-Protokolle wie 5G, die wesentlich energieeffizienter als bisherige Generationen arbeiten.
Ein Beispiel ist das sogenannte „Free Cooling“, wo die entsprechende Kühlung durch mittels Ventilatoren zugeführte Außenluft erfolgt. Die Stromeinsparung kann hier im Vergleich zu „alten“ Klimaanlagen bis zu 90% betragen. Auch der Einsatz adiabater Kühlung, d.h. der Nutzung von Verdunstungskühlung vor allem in Rechenzentren, wird vorangetrieben. Dabei wird warme Außenluft über Wasser geleitet, somit Wärme entzogen und Wasser verdunstet. Die Luft verliert an Temperatur und wird zur Kühlung genutzt.
Bau, Betrieb und Instandhaltung von Telekommunikationsnetzen benötigen laufende Anstrengungen wie beispielsweise Störungsbehebung und Wartung vor Ort. So werden Mobilfunkanlagen beispielsweise im Durchschnitt 2 – 3 mal pro Jahr angefahren. Aufgrund der möglichst weitgehenden Regionalisierung der Einsatzkräfte fällt im landesweiten Durchschnitt nur eine Wegstrecke von 60 km pro Anfahrt an. Seit mehreren Jahren laufen Bestrebungen in der Mobilfunkbranche, die Fahrzeugflotten auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Dies ist bereits so weit gelungen, dass im Branchenschnitt mehr als die Hälfte aller Firmenfahrzeuge Elektrofahrzeuge sind. Das Ziel, eine 100%ige Umstellung zu erreichen, wird von allen Unternehmen verfolgt: im Branchenschnitt wird das Umsetzungsdatum 2027 für die PKWs angepeilt.
Hand in Hand damit geht die Errichtung von firmeneigenen Ladestationen und wo umsetzbar Photovoltaikanlagen. Beispiele dafür sind das Unternehmen Drei, das berichtet, dass aktuell in ihrem Headquarter 25 Ladesäulen mit je 2 Ladepunkten für insgesamt 50 Fahrzeuge gleichzeitig zur Verfügung stehen, sowie das Unternehmen SPL-Tele, das unternehmensweit über mehr als 80 Ladestationen, darunter 2 Supercharger mit 150 kW, verfügt.